Die Anfänge des Fussballs in Böhmen und Mähren, Fachbücher von Karsten Kemminer

Als der Fussball in den 1880er Jahren auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik seinen Aufstieg zu einem Massenphänomen antritt, schwelen eine Reihe von Nationalitätenkonflikten in den drei Ländern der böhmischen Krone. Insbesondere im Nordwesten und in der schnell zur Fussballhochburg aufsteigenden Metropole Prag zeigt sich seit 1867 ein fortschreitender Prozess der Desintegration. Der Fussballsport bleibt anfangs den deutschsprachigen Böhmen vorbehalten. Von Engländern importiert stellt er vorerst eine Freizeitbeschäftigung der Mittel- und Oberschicht dar. In der Folgezeit scheitern die wenigen Versuche, einen gemeinsamen Spielbetrieb zu organisieren, kläglich. International treibt der Konflikt zwischen dem politisch tonangebenden Österreichischen Fussballverband und dem Tschechischen Fussballbund den Fussball Böhmens zunehmend in die sportpolitische Isolation. Erst das Ende des Ersten Weltkriegs eröffnet bekannten Vereinen wie dem AC Sparta und SK Slavia Prag sowie der Nationalmannschaft die Möglichkeit, sich international zu präsentieren - und das mit grossem Erfolg.